Wer frühzeitig biochemische Störungen erkennt, gezielt das ergänzt, was dem Körper fehlt, und den Darm sowie die Zellfunktion stabilisiert, kann Erschöpfung, Schmerzen und Leistungsabfall wirksam reduzieren und oft wieder zu stabiler Energie zurückfinden.
Diese regulative Perspektive stützt sich auf umfangreiche Analysen aus Spitzensport und Praxis sowie Masterarbeiten und klinischen Projekte mit Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen, die unser wissenschaftlicher Leiter Prof. Wienecke in über 30 Jahren bisher durchgeführt hat. Im Interview mit der Gesundheitsplattform medpertise gab er kürzlich wertvolle Einblicke, die wir Ihnen hier gerne präsentieren möchten.
Mikronährstofftherapie als evidenzbasierte medizinische Maßnahme
Die Mikronährstofftherapie versteht sich als Ergänzung zur konventionellen Medizin und hat ihre wissenschaftlichen Methoden darauf optimiert, an Ursachen anzusetzen, statt Symptome zu behandeln und die Selbstregulation des Körpers über gezielte Defizitkorrekturen zu aktivieren. Im Zentrum stehen Laborparameter auf Zellebene, differenzierte und individuelle Zielbereiche sowie ein iteratives Vorgehen mit Kontrolle nach einigen Monaten.
Die Forschungserfahrung umfasst über 60.000 Spitzensportler, Masterarbeiten mit Ärzten und Projekte etwa zur Implantatheilung, Rheumapatienten, ADS/ADHS und Burnout, die zeigen, wie Stoffwechselharmonisierung Beschwerden senken kann. Der Ansatz wird heute in einem Masterstudiengang für Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin systematisch gelehrt.
Warum ausgewogene Ernährung oft nicht ausreicht
Realistische Alltagsbedingungen, Lagerungs- und Umweltfaktoren, die Zunahme von Medikamenteneinnahmen sowie individuelle Resorptionsstörungen führen dazu, dass selbst gesundheitsbewusste Menschen ihren Bedarf häufig nicht decken. In Studien zeigten selbst regelmäßig trainierende, gut essende Frauen unzureichende Magnesiumversorgung, und breite Erhebungen belegen, dass nur ein kleiner Bevölkerungsanteil die Sollwerte der Ernährungsgesellschaften erreicht.
Kommt beispielsweise eine Darmbarriere-Störung hinzu, verpuffen selbst hochwertige Zufuhrversuche, weil Nährstoffe gar nicht erst ins System gelangen können.
Deshalb gilt: Erst Darmbarriere stabilisieren, dann gezielt ergänzen, und erst dann Effekte erwarten.
Leaky Gut erkennen und zuerst behandeln
Als praxistauglicher Marker der Darmbarriere empfiehlt sich das intestinale fatty acid binding protein I‑FABP, das Leaky Gut sensitiver als Zonulin anzeigen kann. Fällt der Wert erhöht aus, sollte zuerst mit L‑Glutamin in drei Gaben pro Tag für etwa drei Wochen die Barriere stabilisiert werden, bevor andere Supplemente sinnvoll resorbiert werden.
Reisen, Fast Food und Stress lassen I‑FABP rasch ansteigen, während eine kurze, konsequente Glutaminphase den Marker meist wieder normalisiert. Dieses Vorgehen schafft die Voraussetzung, dass Mikronährstoffe überhaupt dort ankommen, wo sie wirken sollen.
Omega 3 als Basis der Zellmembran und Entzündungsmodulation
Ohne ausreichenden HS‑Omega‑3‑Index bleiben Zellmembranen weniger permeabel, wodurch andere Mikronährstoffe schlechter aufgenommen und in Zellen genutzt werden können. Zielbereiche zwischen etwa 8 und 11 Prozent schaffen funktionelle Grundlagen für Energie, kognitive Leistungsfähigkeit und entzündungsmodulierende Effekte.
Omega 3 reduziert natürliche Entzündungsprozesse evidenzbasiert und ist daher besonders relevant bei Rheuma, Fibromyalgie, nach Operationen und im intensiven Training. In der Praxis sind übrigens flüssige Präparate oft praktikabler als viele Kapseln, wenn therapeutische EPA DHA Mengen erreicht werden sollen, auch wenn sich viele Menschen erst an den Geschmack gewöhnen müssen.
Aminosäuren für Dopamin, Bindegewebe und Schilddrüse
Die Neurotransmittervorstufen Phenylalanin und Tyrosin sind zentral für Dopamin, Resilienz und Stressverarbeitung. Wenn sie fehlen, steigt das Risiko für Erschöpfung, Schmerzen und Burnout. Bei Rheumapatienten wurden ausgeprägte Dopamindefizite beobachtet, die gezielt adressiert werden können.
Auch strukturelle Aminosäuren wie Arginin, Prolin und Methionin unterstützen Sehnen und Bindegewebe als körpereigene Stoßdämpfer und verbessern so die Trainingsverträglichkeit nach einigen Wochen gezielter Zufuhr. Wichtig ist die individuelle Dosierung, vor allem bei Stoffwechselerkrankungen.
Schilddrüse richtig interpretieren und vegetative Balance erreichen
Der von Prof. Wienecke definierte TSH‑Zielbereich von etwa 1,6 bis 2,2 geht mit vegetativer Balance und weniger Schmerzempfindlichkeit einher, während Werte unter 1,3 oder über 2,5 häufig mit Dysregulation, Schlafstörungen und gesteigerter Stressreaktivität in Verbindung stehen. Viele Betroffene liegen zwar formal im Normbereich, sind funktionell jedoch dysreguliert und daher weit von ihrem persönlichen Wohlfühlbereich entfernt.
Über Selen, Zink sowie Phenylalanin und Tyrosin lässt sich die Schilddrüsenhormonregulation häufig günstig beeinflussen. Fehlentscheidungen wie pauschale Jodgaben bei Hashimoto oder sympathikotoner Lage können Beschwerden verstärken und sollten vermieden werden.
Vitamin D täglich statt wöchentlich und in sinnvollen Zielbereichen
Die tägliche Gabe von etwa 4000 bis 5000 IE zeigt eine stabilere Wirksamkeit als hochdosierte Wochendosen, deren Halbwertzeit zu Wirkungsabfällen führt. Zielbereiche unterscheiden sich: Im Leistungssport werden teils 180 bis 210 nmol pro Liter angestrebt, im klinisch belasteten Alltag häufig 130 bis 160 nmol pro Liter.
Trotz Sonne sind Sportler oft unterversorgt, da Bekleidung, Sympathikotonus nach Training und Regenerationsbedarf die endogene Produktion limitieren. Bei ausbleibendem Anstieg trotz Einnahme kann ein Vitamin D‑Rezeptorproblem vorliegen, das diagnostisch und therapeutisch berücksichtigt werden sollte.
Ferritin, funktionelles Eisen und die Tücken der Entzündung
Ferritin ist als Eisenspeicherwert sinnvoll, kann bei Entzündung jedoch falsch hoch wirken, weshalb ergänzend der lösliche Transferrinrezeptor sTfR zur Beurteilung eines funktionellen Eisenmangels empfohlen wird. Vor Sportbelastung sollte keine Blutabnahme erfolgen, um Artefakte durch Erythrozytenbelastung zu vermeiden.
Eisen ohne Mangel erhöht oxidativen Stress und ist kontraindiziert. Die Auffüllung gelingt oral nur über mehrere Wochen und erfordert gut verträgliche Präparate sowie kluge Einnahmeabstände zu Magnesium. Frauen mit Haarausfall profitieren häufig von gezielter Ferritinoptimierung, sofern Entzündung ausgeschlossen ist.
B‑Vitamine richtig messen und Nebenwirkungen vermeiden
Bei Vitamin B12 ist das aktive Holotranscobalamin Holo‑TC diagnostisch relevanter als das Gesamt‑B12 im Serum. Hochdosierte B12 Gaben über 50 Mikrogramm können bei Psoriasis, Neurodermitis und Akne Hautirritationen triggern, was sich durch Biotin abfedern lässt und durch vorsichtigere Dosierung vermeidbar ist.
Magnesium sollte in gut bioverfügbaren Formen wie Glycinat in Tagesdosen verteilt ergänzt werden, oft etwa 150 Milligramm morgens mittags abends, wobei Kombinationen verschiedener Salze synergetisch sein können. Die zeitliche Trennung von Eisen und Magnesium um etwa zwei Stunden ist übrigens wehr wichtig, da sie bei der Aufnahme konkurrreren.
Q10 für mitochondriale Energie
Coenzym Q10 unterstützt Elektronentransport, Sauerstoffverwertung und ATP‑Bereitstellung in Mitochondrien und ist damit ein robuster Baustein für Energie und Regeneration. Praxisnahe Dosierungen liegen oft bei 100 Milligramm täglich, bei Vorerkrankungen auch bis 200 Milligramm, insbesondere prä und postoperativ.
Unabhängig von der Formulierung ist Q10 ein sicheres Fundament für energetische Prozesse. Die Entscheidung für Ubiquinon oder Ubiquinol ist sekundär, da belastbare Überlegenheitsnachweise fehlen.
Schlafqualität, Cortisolprofil und Bildschirmzeit
Objektiv erreichen viele Erwachsene trotz 7 bis 8 Stunden Nachtruhe nicht ausreichend Tiefschlaf, was sich in flachen Morgen Cortisolwerten und Hypokortisolismus äußern kann. Eine gezielte Kombination aus Magnesium sowie Dopaminvorstufen verbessert die Resilienz am Tag und die Schlaftiefe in der Nacht.
Bei fehlenden Entzündungen und ohne interagierende Medikamente kann 5‑HTP abends, kombiniert mit Magnesium, die Serotonin‑ und Melatoninbildung unterstützen und die Tiefschlafphasen verlängern. Späte Bildschirmzeit und elektromagnetische Belastungen stören die Schlafarchitektur und sollten vor dem Zubettgehen reduziert werden.
Lebensphasen, Sportbelastung und Prioritäten
Jugendliche Leistungsaktive zeigen häufig Mängel an Eisen und Aminosäuren, was Verletzungsrisiko und mentale Erschöpfung erhöht und frühzeitig adressiert werden sollte. Im höheren Alter nehmen Resorptionsleistung und Medikamenteninteraktionen zu, wodurch der Mikronährstoffbedarf steigt und Standardwerte oft irreführen.
Für Frauen zwischen 40 und 50 sind Schilddrüsen Autoimmunität, Ferritin und Aminosäuren besonders relevant, da Hashimoto oft schleichend beginnt und Energie, Fokus und Schlafqualität beeinträchtigt. Im Training verbessern elastisches Bindegewebe und optimierte Mitochondrien die Belastbarkeit, Schmerzen und Regeneration spürbar.
Richtig testen: Was, wie und wann
Wesentlich sind Schilddrüsenwerte einschließlich freiem T3 und T4 sowie eine Beurteilung der T4‑zu‑T3‑Konversion und des vegetativen Status über TSH im Zielbereich. Ergänzend sollten Aminosäurenprofile, Magnesium, Zink, Selen, Ferritin und sTfR erfasst werden, idealerweise mit zellulären Analysen.
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Die Wiederholungskontrolle erfolgt nach drei bis vier Monaten, da sich zelluläre Marker erst über mehrere Lebenszyklen der Erythrozyten stabil verändern. Bei bestehender Dysbiose hilft die vorgeschaltete Glutaminstrategie, anschließend greifen die übrigen Interventionen zuverlässiger.
Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
Pauschale Multivitaminprodukte erfüllen selten individuelle Bedarfe und können Fehlsteuerungen begünstigen, zum Beispiel über Jod bei Schilddrüsenautoimmunität. Einzelgaben sollten biochemisch begründet, dosiert und zeitlich abgestimmt sein, etwa Zink nicht dauerhaft über 30 Milligramm, um Kupfermangel zu vermeiden.
Tryptophan in entzündlichen Situationen kann die Entzündungssituation ungünstig beeinflussen, weshalb abendliches 5‑HTP unter passenden Bedingungen vorteilhafter ist. Eisen ohne klaren Mangel, Vitamin D als Wochendosis und nächtliche Bildschirmzeit zählen zu den typischen Energieräubern.
Energie auf Rezept: Datenbankgestützte Individualisierung
Das Energiekonzept koppelt Anamnese, Labor und KI‑gestützte Vergleichsdaten mit Personen ähnlicher Altersklasse, Aktivität und Befindlichkeiten, um Zielbereiche und Rezepturen individuell zu definieren. Nach drei bis vier Monaten wird überprüft, ob die Energie, Schlafqualität und Belastbarkeit wie vorgesehen gestiegen sind, und die Rezeptur wird bei Bedarf angepasst.
Für präventiv Interessierte ohne schwere Grunderkrankung existiert ein strukturiertes Vorgehen mit Heimkits und anschließender Beratung, während komplex Vorerkrankte eine intensivere ärztliche Begleitung benötigen. Ziel ist ein messbarer Zugewinn an Lebensqualität, Stressresilienz und Regenerationsfähigkeit.
Drei Prioritäten für mehr Energie
Omega 3 steht am Anfang, weil es Membranpermeabilität und Entzündungsabbau verbessert und damit die Bühne für alle weiteren Mikronährstoffe bereitet. Magnesium unterstützt Detonisierung und Schlaf, stabilisiert den Tagesverlauf und reduziert Übererregung.
Aminosäuren bilden das operative Fundament für Neurotransmitter, Bindegewebe, Schilddrüsenhormonachsen und mitochondriale Prozesse, wodurch Leistungsfähigkeit und Schmerzfreiheit alltagsrelevant steigen. Diese Trias liefert in der Praxis die höchste Trefferquote, wenn sie laborgestützt, dosiert und zeitlich abgestimmt umgesetzt wird.
Hiermit haben Sie nun einen guten Einblick in die ersten Maßnahmen erhalten.
Bitte schauen Sie sich das gesamte Video an, um noch mehr Einblicke und Einsichten zu gewinnen.