Rheuma ist ein Sammelbegriff für viele verschiedene Erkrankungen, die vorwiegend den Bewegungsapparat betreffen und durch Schmerzen und Funktionseinschränkungen gekennzeichnet sind. In Deutschland sind ca. 20 Millionen Menschen von rheumatischen Erkrankungen betroffen, und es gibt einen alarmierenden Mangel an Rheumatologen.
Die traditionelle medikamentöse Behandlung bietet nicht für alle Patienten Erleichterung, und viele leiden zusätzlich unter den Nebenwirkungen der Medikamente. Daher sind alternative Therapieansätze, wie die Mikronährstofftherapie, von besonderem Interesse.
Studie zum Erfolg von Mikronährstofftherapie als Unterstützung in der Rheuma Behandlung
In einer Studie von Ines Rommel aus dem FHM Masterstudiengang Mikronährstofftherapie und. Regulationsmedizin wurde der Einfluss der Mikronährstofftherapie auf Patienten mit rheumatischen Erkrankungen untersucht. Ziel war es, herauszufinden, wie sich diese Therapie auf die körpereigene Regulation, das vegetative Nervensystem und das Schmerzempfinden auswirkt.
Insgesamt wurden 131 Patienten beobachtet, wobei eine Gruppe eine Mikronährstofftherapie und angepasste Ernährung erhielt, während die andere Gruppe lediglich ihre Ernährung anpasste.
Die folgenden Faktoren von Ernährungsverhalten und Körperfunktionen wurden unter anderem analysiert:
- Ernährung nach Glycoplan: Die 131 Teilnehmer der Studie folgten dem Glycoplan von Dr. Kurt Mosetter. Dieser Plan kombiniert die besten Elemente aus verschiedenen Ernährungsansätzen wie Natural Eating, Ketogener Ernährung, Low Carb und mehr. Er betont wertvolle Fette, begrenzt schädliche Kohlenhydrate, Ballaststoffe, essenzielle Aminosäuren und Superfoods.
- Körpereigene Regulation: Das Nerven- und Hormonsystem arbeiten zusammen, um alle Organfunktionen zu koordinieren. Der Hypothalamus spielt dabei eine zentrale Rolle, indem er vegetative und endokrine Prozesse steuert, basierend auf Einflüssen aus der Umwelt.
- Vegetatives Nervensystem: Dieses System steuert unwillkürliche Körperfunktionen wie Herzschlag und Atmung. Es besteht aus dem Sympathikus, Parasympathikus und dem enterischen Nervensystem, die oft gegensätzlich auf Organe wirken. Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) zeigt das optimale Zusammenspiel dieser Systeme und ist ein Indikator für die Anpassungsfähigkeit des Körpers an verschiedene Belastungen insbesondere an Stress.
- Hormonsystem – Schilddrüse: Schilddrüsenhormone beeinflussen Zellteilung, Metabolismus und Temperaturregulation. Störungen können Auswirkungen auf den gesamten Organismus haben. Die TSH-Produktion in der Schilddrüse kann Befindlichkeitsstörungen aufzeigen, die durch HRV-Messung erkannt werden können. Die Schilddrüsenregulation beeinflusst auch das vegetative Nervensystem, wie frühere Untersuchungen von Prof. Dr. Wienecke gezeigt haben.
- Mikronährstofftherapie: Mikronährstoffe sind essentiell für zahlreiche Körperfunktionen. Ihre Konzentrationen können im Labor gemessen werden, um Mängel zu identifizieren und zu behandeln. Die Versorgung mit Mikronährstoffen kann individuell angepasst werden, um Befindlichkeitsstörungen und Dysbalancen in den verschiedenen Systemen zu lindern oder sogar zu zu beheben
Heir erkennt man schon die Komplexität der Zusammenhänge in den untersuchten Ernährungs- und Körperfunktionen. Die Balance der Hormon- und Nervensysteme sind ebenso entscheidend für die allgemeine Gesundheit wie die Ernährung und die Funktion des vegetativen Nervensystems. So können Störungen durch verschiedene Diagnosemethoden erkannt und mit Mikronährstofftherapie gezielte positiv beeinflusst werden.
Die Bedeutung von Darmgesundheit und Ernährung für Rheumapatienten
Die jüngsten Forschungsergebnisse unterstreichen insbesondere die Bedeutung der Darmgesundheit im Zusammenhang mit Rheuma. Interessanterweise gibt es Anzeichen dafür, dass Immunzellen, die ursprünglich aus dem Darm stammen, in die Gelenke einwandern und dort Entzündungsprozesse fördern können. Dieses Phänomen wird als “Barrierestörung” bezeichnet und zeigt, wie eng die Gesundheit unseres Darms mit anderen Körpersystemen verbunden ist.
Darüber hinaus bietet der Darm ein enormes Potential für zukünftige Untersuchungen. Die Permeabilität des Darms, die durch Parameter wie I-FABP oder Zonulin gemessen wird, wurde in der vorliegenden Studie noch nicht berücksichtigt. Es wäre interessant zu sehen, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen der Darmdurchlässigkeit und der Schwere der rheumatischen Symptome gibt.
Entscheidender Faktor Ernährung
Aber nicht nur die Darmgesundheit spielt eine Rolle. Das Ernährungsverhalten hat sich in der Studie als entscheidender Faktor für die Verbesserung der Gesundheit von Rheumapatienten herausgestellt. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Ernährungsumstellungen den BMI, den HbA1c-Wert und das Blutlipidprofil verbessern können. Insbesondere die Einhaltung allgemeiner Ernährungsempfehlungen kann die Harnsäurewerte positiv beeinflussen.
Die Wirkung von Mikronährstoffen auf den Körper ist ebenfalls faszinierend. Omega-3-Fettsäuren beispielsweise haben besonders bei rheumatischen Krankheiten begünstigende, entzündungshemmende Eigenschaften und können die Triglyceridspiegel senken.
Vitamin D, das für die Immungesundheit entscheidend ist, hat bei Rheumapatienten einen positiven Einfluss auf die Krankheitsaktivität. Selbst die Aminosäuren, die oft übersehen werden, können zur Schmerzreduktion und zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen.
Rheuma ist eine komplexe Krankheitsfamilie, die komplexe Behandlungsansätze benötigt
Insgesamt zeigt die Studie, dass eine ganzheitliche Betrachtung der Gesundheit notwendig ist. Es reicht nicht aus, nur die Gelenke zu betrachten, wenn es um Rheuma geht. Stattdessen müssen wir den ganzen Körper in Betracht ziehen, einschließlich der Darmgesundheit und Ernährung. Nur so können wir wirklich verstehen, was unseren Körper beeinflusst und wie wir das Beste für unsere Gesundheit tun können. Denn trotz der Fortschritte in der Medizin stellt Rheuma nach wie vor eine signifikante Herausforderung dar, da es nach wie vor als eine der Hauptursachen für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland gilt.
Die vorliegende Studie hat einen vielversprechenden Weg aufgezeigt, wie die Lebensqualität von Rheumapatienten möglicherweise verbessert werden kann. Es wurde klar demonstriert, dass eine Kombination aus einer Ernährungsumstellung und einer individualisierten Mikronährstofftherapie signifikante Verbesserungen, insbesondere in Bezug auf das rheumatische Leitsymptom „Schmerz“, hervorrufen kann.
Dies unterstreicht die Wichtigkeit von ergänzenden Behandlungsansätzen. Die Resultate bekräftigen die Hypothese der Studie: Die Gruppe MG, die Mikronährstoffe einnahm, zeigte tatsächlich signifikante Verbesserungen in mehreren Kriterien im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich durch die Mikronährstofftherapie das vegetative Nervensystem normalisierte und das Hormon TSH in einen Referenzbereich regulierte, der mit einem gesteigerten Wohlgefühl in Verbindung gebracht wird. Das spricht nicht nur für die Linderung von Symptomen, sondern auch für eine allgemeine Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens.
Insgesamt sendet diese Studie eine klare Botschaft:
Die Mikronährstofftherapie hatte signifikante positive Effekte auf die genannten Bereiche und konnte das Leitsymptom Schmerz wesentlich reduzieren. Es wurde sogar das Absetzen von Schmerz- und Rheumamedikamenten ermöglicht.
Es lohnt sich, weiter in diesem Bereich zu forschen und den therapeutischen Einsatz von Mikronährstoffen und Ernährungsumstellungen im Kontext rheumatischer Erkrankungen weiter zu erkunden. Es besteht die Hoffnung, dass in der Zukunft diese Erkenntnisse dazu beitragen können, das Leben der Betroffenen erheblich zu verbessern und ihnen zu ermöglichen, ein schmerzfreies und erfülltes Leben zu führen.
Die gesamte Studie können Sie in der Ausgabe 15 der FHM Schriftenreihe nachlesen
Und Ines Rommel wird ihre Forschungsergebnisse auf dem Bodensee Kongress 2023 vortragen.