Mythen um Nahrungsergänzungsmittel

Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil gelten als Grundpfeiler für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Doch wie steht es tatsächlich um die Versorgung mit essenziellen Mikronährstoffen in unserer modernen Gesellschaft? Unser wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Elmar Wienecke räumt im Interview mit Gesundheitspodcaster Sören Schumann mit gängigen Mythen um Nahrungsergänzungs auf: Selbst Menschen mit bewusster und ausgewogener Ernährung weisen häufig gravierende Defizite bei Magnesium, Omega-3-Fettsäuren und weiteren Vitalstoffen auf.

Besonders spannend sind seine Erkenntnisse zur zellulären Diagnostik, zur Bedeutung der extrazellulären Matrix, zu den Wechselwirkungen von Mikronährstoffen und zur Rolle der Mitochondrien für Energie, Regeneration und Prävention. Erfahren Sie im Folgenden, warum Standard-Bluttests oft in die Irre führen, wie Sie Ihre Nährstoffversorgung gezielt optimieren können und welche praktischen Empfehlungen Prof. Wienecke aus über 61.000 Analysen ableitet.

Omega-3-Fettsäuren: Schlüssel zur Zellgesundheit und Entzündungshemmung

Prof. Dr. Wienecke hebt die fundamentale Bedeutung von Omega-3-Fettsäuren für die Durchlässigkeit der Zellmembranen hervor. Ohne einen ausreichend hohen Omega-3-Index idealerweise über 8 %, bei bestimmten Erkrankungen sogar noch höher können andere Mikronährstoffe kaum optimal aufgenommen werden. Besonders EPA-reiches Fischöl ist für die Entzündungshemmung wirksamer als Algenöl. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei mindestens 2.000 mg EPA/DHA. Ein häufiger Fehler ist die abendliche Einnahme, die den Schlaf stören kann. Omega-3 sollte daher immer morgens oder mittags zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden.

Magnesiummangel: Ein unterschätztes Risiko trotz gesunder Ernährung

Trotz ausgewogener Ernährung leiden laut Wienecke über die Hälfte der Menschen an einem zellulären Magnesiummangel. Standard-Serumanalysen reichen zur Diagnostik nicht aus, da der Körper das Serum lange stabil hält, während die zellulären Reserven bereits erschöpft sind. Eine tägliche Supplementierung von 450 mg Magnesium, verteilt auf drei Einnahmezeitpunkte, wird empfohlen. Dabei sollten Citratverbindungen wegen möglicher abführender Wirkung gemieden werden. Besonders Sportler und Menschen mit hohem Stresslevel benötigen oft bis zu 600 mg täglich, um Stress-Symptomen, Muskelkrämpfen und Herzrhythmusstörungen vorzubeugen.

Vitamin D: Immunsystem, Schilddrüse und Dosierungsfallen

Vitamin D ist weit mehr als ein Knochenschutzvitamin. Es beeinflusst das Immunsystem, die Schilddrüsenfunktion und die DNA-Reparaturmechanismen. Prof. Wienecke warnt jedoch vor unkritischer Hochdosierung: Besonders bei Autoimmunerkrankungen oder Schilddrüsenüberfunktion können hohe Dosen kontraproduktiv sein. Die optimale Einnahmezeit ist der Vormittag, stets in Kombination mit einer fettreichen Mahlzeit. Für die meisten Menschen sind 2.000 bis 4.000 IE pro Tag ausreichend, individuell kann der Bedarf jedoch deutlich variieren und auch hier ist es besonders wichtig, durch eine Mikronährstoffanalyse den aktuellen Ist-Zustand des Körpers individuell zu bestimmen.

Mitochondriale Medizin: Energie auf Zellebene gezielt fördern

Ein zentrales Thema ist die mitochondriale Gesundheit. Die Mitochondrien sind die Kraftwerke der Zellen und entscheidend für die Energieproduktion. Wieneckes Studien mit Profisportlern zeigen, dass die gezielte Kombination aus Q10 (100–200 mg täglich), speziellen Aminosäuren und B-Vitaminen die ATP-Produktion um bis zu 40 % steigern kann. Diese Synergie ist essenziell, da ohne B-Vitamine keine optimale Nährstoffverwertung möglich ist.

Diagnostische Lücken: Warum Standard-Bluttests oft nicht ausreichen

Prof. Dr. Wienecke kritisiert die verbreitete Praxis, Mikronährstoffe nur im Serum zu messen. Die zellulären Speicher werden dabei ignoriert, was zu Fehldiagnosen führt. Er empfiehlt stattdessen Vollblutanalysen, die mit individuellen Faktoren wie Alter, Sportpensum, Medikamenteneinnahme und Stresslevel abgeglichen werden. Eine eigens entwickelte Datenbank mit 61.000 Patientendaten ermöglicht dabei präzisere Referenzwerte als herkömmliche Labornormen.

Schilddrüse und Mikronährstoffe: Komplexe Wechselwirkungen verstehen

Die Schilddrüse ist eine zentrale Regulationsinstanz des Körpers und besonders anfällig für Mikronährstoffmängel. Omega-3, Zink, Eisen und Selen sind für die Schilddrüsenfunktion unerlässlich. Bei Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto sollte die Jodzufuhr auf maximal 100–150 μg täglich begrenzt werden, um toxische Reaktionsketten zu vermeiden. Standardwerte wie der TSH-Basalwert reichen zur Diagnostik oft nicht aus, da viele Regulationsstörungen unerkannt bleiben.

Praktische Tipps für die optimale Nährstoffversorgung und warum eine gezielte Messung Ihres Mikronährstoffhaushalts

  • Proteinzufuhr: 1,7–2,2 g pro Kilogramm Körpergewicht, idealerweise durch eine Kombination aus tierischen und pflanzlichen Quellen.
  • Darmgesundheit: Bei Leaky-Gut-Syndrom empfiehlt Wienecke L-Glutamin dreimal täglich für zwei Wochen, um die Darmbarriere zu stabilisieren.
  • Obstkonsum: Maximal zwei Portionen täglich, vorzugsweise Beeren statt zuckerreicher tropischer Früchte. Obst sollte möglichst geballt zu einer Mahlzeit verzehrt werden, um Insulinspitzen zu vermeiden.
  • B-Vitamine: Unverzichtbar für die Einlagerung von Aminosäuren ins Gewebe, aber bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis sollte B12 nicht zu hoch dosiert werden.

Ernährungsempfehlungen: Naturbelassen und individuell angepasst

Prof. Wienecke empfiehlt, auf naturbelassene Lebensmittel wie Quinoa, Gemüse und Vollkornprodukte zu setzen und stark verarbeitete Kohlenhydrate sowie Fertigprodukte zu meiden. Besonders bei häufigem Reisen oder Stress kann die Darmgesundheit leiden, hier hilft eine gezielte Glutamin-Supplementierung. Auch der Obstkonsum sollte kritisch betrachtet werden: Zu viel Fruktose, etwa durch exotische Früchte oder Smoothies, kann Harnsäurewerte und Entzündungsneigung erhöhen.

Fazit: Individuelle Diagnostik und gezielte Supplementierung als Schlüssel zur Gesundheit

Die Erkenntnisse aus Sören Schumanns Podcast mit Prof. Dr. Elmar Wienecke zeigen eindrucksvoll, dass eine optimale Mikronährstoffversorgung weit mehr erfordert als eine ausgewogene Ernährung.

Individuelle Diagnostik, gezielte Supplementierung und die Berücksichtigung persönlicher Lebensumstände sind entscheidend, um langfristig Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden zu sichern.

Um noch mehr praxisnahe Einblicke, wissenschaftliche Hintergründe und konkrete Empfehlungen zu erhalten, empfehlen wir Ihnen, sich das vollständige Video-Interview mit Prof. Dr. Wienecke anzuschauen. Sie finden es unter folgendem Link:

WordPress Cookie-Hinweis von Real Cookie Banner