Longevity-Forschung: Können Mikronährstoffe helfen das Altern zu heilen?

Die Rolle von Mikronährstoffen im Alterungsprozess

In der modernen Longevity-Forschung steht längst nicht mehr nur das äußere Erscheinungsbild im Fokus, sondern das Ziel ist die Erhaltung der Gesundheit bis ins hohe Alter. Unser wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr Elmar Wienecke spricht hier von einer möglichst langen Gesundheitsspanne und Mikronährstoffe können dabei eine sehr große und hilfreiche Rolle spielen.

Heute möchten wir Ihnen einen Experten aus der Longevity-Forschung vorstellen, den wir kürzlich bei der dentognostic masterclass kennen lernen durften: Professor Dr. Bernd Kleine-Gunk, Frauenarzt im Metropol Medcial Center Nürnberg und Präsident der German Society for Anti-Aging Medicine und damit einer der renommiertesten deutschen Experten für Longevity Medizin, hat in einem umfassenden Vortrag die wichtigsten Faktoren des Alterns und die potenziellen Einflussmöglichkeiten durch Mikronährstoffe dargelegt. Sein Fazit: Altern ist nicht einfach ein schicksalhafter biologischer Prozess, sondern kann aktiv beeinflusst werden – und hier spielen Mikronährstoffe eine maßgebliche Rolle.

Altern als Risikofaktor und Mutter aller Krankheiten

Prof. Kleine-Gunk hebt hervor, dass Altern selbst der größte Risikofaktor für sogenannte Volkskrankheiten wie Herzinfarkt, Osteoporose, Demenz und Krebs ist. Viele dieser Erkrankungen nehmen mit dem Lebensalter exponentiell zu. Der Ansatz, das Altern selbst als den zentralen Risikofaktor zu verstehen und zu behandeln, ist ein Paradigmenwechsel in der präventiven Medizin.

Dabei geht er detailliert auf die Faktoren der Biologie des Alterns und die wichtigsten biologischen Mechanismen des Alterns ein, die allesamt von Mikronährstoffen beeinflusst werden können:

Oxidativer Stress

Ähnlich wie Metalle rosten können, altern unsere Zellen durch Oxidationsprozesse, ausgelöst durch sogenannte freie Radikale. Antioxidantien (darunter Vitamin C, Vitamin E und zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe) fungieren als „Radikalfänger“ und schützen die Zellen. Entscheidend ist laut Kleine-Gunk nicht die hochdosierte Zufuhr einzelner Vitamine, sondern das Zusammenspiel in einem Netzwerk, wie es insbesondere durch eine vielfältige Zufuhr von Obst und Gemüse gewährleistet wird.

Chronische Entzündungen („Silent Inflammation“)

Chronisch unterschwellige Entzündungen gelten als zentraler Antrieb des Alterns und stehen mit dem Begriff „Inflammaging“ für den schleichenden Entzündungsprozess im Alter. Übergewicht, Fettgewebe sowie ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren fördern diese chronische Inflammation. Dagegen wirken Omega-3-Fettsäuren (vor allem aus Fischöl oder Algenöl) anti-entzündlich und schützen vor altersbedingten Erkrankungen. Sie sollten etwa durch regelmäßigen Fischkonsum oder hochwertige Supplemente in die Ernährung integriert werden.

Verzuckerung und die Entstehung von Advanced Glycation Endproducts (AGE)

Zucker wirkt nicht nur als Energielieferant, sondern „verklebt“ Eiweiße (z.B. Kollagen in unserer Haut oder Gefäßen), was zu Elastizitätsverlust führt. Die Reduktion des Zuckerkonsums sowie Stoffwechselregulierende Substanzen wie Metformin werden auch in klinischen Studien als potenziell lebensverlängernd diskutiert.

Mitochondrien: Energieversorgung und Zellgesundheit

Die sogenannten Kraftwerke unserer Zellen, die Mitochondrien, verlieren im Alter an Leistungsfähigkeit und produzieren mehr schädliche freie Radikale. Hier setzt die mitochondriale Medizin gezielt an. Mikronährstoffe wie Coenzym Q10, NADH, L-Carnitin und Alpha-Liponsäure tragen maßgeblich zur Aufrechterhaltung der Energieproduktion und zum Schutz der Zellen bei. Die effektivste „Maßnahme“ bleibt jedoch regelmäßige Bewegung, die nachweislich die Neubildung von Mitochondrien stimuliert.

Müllentsorgung und Autophagie: Der Beitrag von Fasten und Spermidin

Mit steigendem Alter sammelt sich molekularer „Müll“ in den Zellen an, was die Zellfunktion beeinträchtigt. Fastenperioden fördern die körpereigene Müllentsorgung (Autophagie). Als Nahrungsergänzung ist Spermidin ein besonders spannender Autophagie-Induktor und wird aktuell intensiv beforscht. Die Integration von Fastenprotokollen oder die gezielte Ergänzung mit Spermidin kann also zur Zellreinigung und Verjüngung beitragen.

Die Epigenetik: Gene steuern, biologische Uhr zurückdrehen

Ein zentrales Forschungsfeld ist heute die Epigenetik, also die Kontrolle darüber, welche Gene tatsächlich aktiv sind. Die Ernährung, Bewegung und gezielte Supplementierung von Mikronährstoffen beeinflussen die epigenetische Regulation maßgeblich und entscheiden über unser biologisches Alter – unabhängig vom kalendarischen Alter. Moderne epigenetische Tests („epigenetische Uhr“) ermöglichen heute sogar die Bestimmung des individuellen biologischen Alters.

Hormone, Mikronährstoffe und das Altern

Prof. Kleine-Gunk betont zudem die Schlüsselrolle von Hormonen beim Älterwerden. Hormondefizite im Alter beschleunigen krankmachende Prozesse wie Herzinfarkt, Osteoporose und Demenz. Dabei können Mikronährstoffe nicht nur direkt auf hormonelle Achsen wirken, sondern auch die Rezeptorfunktion und Stoffwechselwege unterstützen. Besonders im Bereich der Hormonbalance zeigt sich, wie sinnvoll die gezielte Kombination von Mikronährstoffen und bestimmten Therapieformen ist.

Praktische Empfehlungen: Wie Mikronährstoffe beim gesunden Altern unterstützen können

Die Erkenntnisse aus der Longevity-Medizin und dem Vortrag von Prof. Kleine-Gunk führen zu klaren praktischen Empfehlungen. Besonders relevant sind:

  • Eine breite, natürliche Zufuhr von Antioxidantien über Obst und Gemüse
  • Regelmäßige, ausgewogene Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren
  • Vermeidung von industriellem Zucker und einfachen Kohlenhydraten
  • Maßvolle, unterstützende Supplementierung mit Mitochondrien-unterstützenden Mikronährstoffen
  • Nutzung von Fastenprotokollen und Autophagie-induzierenden Substanzen wie Spermidin

Verbindung zu modernen Mikronährstoff-Therapien

Die Aussagen von Prof. Kleine-Gunk verdeutlichen, dass eine zielgerichtete Mikronährstoff-Therapie über die reine Prävention hinausgehen kann. Moderne Konzepte integrieren gezielte Analysen (wie epigenetische oder Mikronährstoffprofile) und individuelle, wissenschaftlich fundierte Supplementierungspläne. Sie bieten die Möglichkeit, den Alterungsprozess aktiv zu beeinflussen, Zellschäden entgegenzuwirken und so das Risiko für typische Alterserkrankungen nachhaltig zu senken.

Gut eingesetzte Mikronährstoffe sind also ein zentraler Baustein jeder erfolgreichen Longevity-Strategie, mit deutlichen Synergien zwischen wissenschaftlicher Forschung und therapeutischer Praxis.

Wenn Sie nun tiefer in das Thema Longevity Medizin und Mikroährstoff-Therapie einsteigen möchten, finden Sie im Vortrag von Prof. Dr. Bernd Kleine-Gunk zahlreiche weitere Einblicke in die moderne Longevity-Medizin und viele konkrete Empfehlungen.

Die beiden von Prof. Dr. Kleine-Gunk genannten wissenschaftlichen Arbeiten finden Sie hier:
The Hallmarks of Aging und The Hallmarks of Aging: An expanding universe

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