Müdigkeit und chronische Erschöpfung sind heute weitverbreitete Gesundheitsprobleme. Unser wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Elmar Wienecke, erläutert in einem tiefgehenden Interview beim Gesundheitsportal medpertise, wie Mikronährstoffe helfen können, die Ursachen von Erschöpfung zu behandeln, anstatt nur Symptome zu lindern. Der Blick richtet sich dabei auf eine gezielte biochemische Ausgleichstherapie, die über die klassische Symptommedizin hinausgeht.
Ursachen erkennen: Warum eine ausgewogene Ernährung oft nicht ausreicht
Prof. Wienecke betont, dass viele Patienten selbst bei gesunder Ernährung nicht ausreichend mit essenziellen Nährstoffen wie Magnesium, Omega-3-Fettsäuren oder Aminosäuren versorgt sind. Eine großangelegte klinische Studie zeigte, dass sogar sportlich aktive Frauen mit ausgewogener Ernährung ihren Magnesiumbedarf nicht vollständig decken konnten. Gründe dafür sind Mikronährstoffverluste in den Lebensmitteln bei Anbau und Lagerung, eine häufig gestörte Darmgesundheit sowie erhöhter Nährstoffbedarf durch Alter, Stress oder Erkrankungen. Empfehlungen der Ernährungswissenschaft sind häufig zu niedrig angesetzt, was zu weit verbreiteten Defiziten führt.
Neben der Ernährung spielt auch die Darmflora eine zentrale Rolle: Ist diese beispielsweise durch ein Leaky-Gut-Syndrom gestört, können die zugeführten Mikronährstoffe vom Körper kaum aufgenommen werden. Erst nach einer Darmsanierung, etwa mit Glutamin, kann der Nährstoffhaushalt effektiv aufgebaut werden. Für eine präzise Diagnostik empfiehlt Prof. Wienecke daher eine ausführliche Blut- und Zellanalyse, die über die üblichen Serumwerte hinausgeht, da der Körper Mängel auf Serumebene oft „schönrechnet“ und Defizite verstecken kann.
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Mikronährstoffmängel: Häufigkeit, Auswirkungen und Diagnostik
Besonders häufige und kritische Mängel, die zu Müdigkeit, Energielosigkeit und weiteren Beschwerden führen, sind:
- Magnesium: Wichtig für Energiestoffwechsel und Entspannung, häufig unzureichend trotz Ernährung.
- Omega-3-Fettsäuren: Basis jeder Mikronährstofftherapie, entscheidend für Zellmembranpermeabilität und entzündungshemmende Wirkung.
- Aminosäuren: Essenziell für die Bildung von Neurotransmittern wie Dopamin und die Regeneration von Sehnen, Muskeln und Bindegewebe.
Zudem sind speziell bei Müdigkeit oft auch Vitamin D, Vitamin B12, Zink, Selen und Eisen (über Ferritin- und Transferrinrezeptorwerte) mangelhaft. Ein häufiger Fehler ist, dass viele nur Vitamin-B12-Serumwerte messen lassen, während nur aktives Holo-Transcobalamin aussagekräftig ist. Überdosierungen ohne fachliche Kontrolle, besonders bei Eisen und Vitamin B12, können Nebenwirkungen verursachen.
Eine individuelle Zufuhr je nach Lebensphase und Gesundheitszustand ist entscheidend. So haben Jugendliche mit hohem Aktivitätslevel oft spezielle Defizite, dürfen aber auch wegen ihres Wachstums nicht einfach willkürlich Supplemente einnehmen. Ältere Menschen nehmen häufig Medikamente, die die Nährstoffaufnahme verringern und haben deshalb einen wesentlich höheren Bedarf und auch eine Mikronährstoffeinnahme in therapeutischen Dosen sollte im Voraus medizinisch abgeklärt werden, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden.
Schilddrüsenfunktion und Mikronährstoffe in der Erschöpfungsbehandlung
Ein zentrales Thema im Interview ist die Bedeutung der Schilddrüse für die Balance des vegetativen Nervensystems und damit auch der Energie. Prof. Wienecke zeigt, dass die weit verbreiteten Normbereiche für den TSH-Wert oft zu großzügig sind. Ein TSH-Wert zwischen 1,6 und 2,2 ist optimal, da in diesem Bereich das vegetative Nervensystem im Gleichgewicht ist. Werte außerhalb dieses Bereichs, auch wenn sie noch als „normal“ gelten, führen häufig zu Stresssymptomen und Erschöpfung.
Die gezielte Gabe von Selen, Zink und den Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin kann helfen, den TSH-Wert zu normalisieren und so die Ursachen von Symptomen wie Stress und chronischer Müdigkeit zu lindern. Gerade bei Kindern mit ADHS konnten durch Mikronährstofftherapie deutliche Verbesserungen ohne den Einsatz von Medikamenten erzielt werden.
Schlafqualität und Stressregulation durch Mikronährstoffe verbessern
Chronischer Stress und schlechte Schlafqualität sind Hauptfaktoren bei Erschöpfungssyndromen. Leider erreichen 70–80% der Menschen nachts nicht ausreichend intensive Tiefschlafphasen. Ein ausschlaggebender Parameter ist der Cortisolspiegel: Liegt er morgens bei weniger als 4, ist die Erholung kaum gegeben. Langfristig kann dies zu Nebennierenerschöpfung führen.
Hier helfen Magnesium sowie die Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin, die Stressresilienz zu erhöhen und den Körper in den erholsamen Zustand zu führen. Die direkte Einnahme von Melatonin sieht Prof. Wienecke kritisch, da es die körpereigene Produktion unterdrücken kann. Eine unterstützende Mikronährstoffzufuhr bietet dem Körper die Bausteine zur Selbstregulation.
Auch Umwelteinflüsse wie Bildschirmlicht und elektromagnetische Strahlung können einen negativen Einfluss auf den Schlaf haben und sollten möglichst reduziert werden.
Gefahr von Selbstmedikation ohne Diagnostik
Prof. Wienecke warnt eindringlich vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ohne gezielte Analyse. Ungesteuerte Selbstmedikation kann bei bestimmten Mikronährstoffen wie Eisen, Zink oder Selen sogar schaden, da sie z.B. oxidativen Stress verursachen oder die Aufnahme anderer Nährstoffe blockieren kann.
Eine sinnvolle Therapie basiert auf einem ganzheitlichen Konzept mit präziser Diagnostik, bei der individuell Defizite ausgeglichen werden. Die Kur wird in der Regel über mehrere Monate durchgeführt und kontrolliert, um die Wirkung zu überprüfen.
Das Konzept „Energie auf Rezept“ für individuelle Mikronährstofftherapie
In einem eigens entwickelten Programm werden Patientendaten wie Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme, körperliche Aktivität und spezifische Blutwerte ausgewertet, um eine personalisierte Mikronährstofftherapie zu erstellen. Dieses Konzept richtet sich vor allem an gesunde Menschen, die präventiv ihre Energie und Lebensqualität verbessern wollen, findet aber auch bei chronisch Kranken Anwendung.
Die Therapie umfasst individuell abgestimmte Rezepturen und eine regelmäßige Kontrolle, um die optimale Wirkung zu gewährleisten. Der Ansatz soll künftig in die medizinische Ausbildung integriert werden, um die Bedeutung der Mikronährstoffe in der Gesundheitsversorgung zu festigen.
Drei zentrale Nährstoffe für mehr Energie und Lebensqualität
Prof. Wienecke empfiehlt aus seiner Forschung und Erfahrung folgende drei Hauptnährstoffe als Grundlage jeder wirksamen Therapie bei Erschöpfung:
- Omega-3-Fettsäuren: Für kognitive Leistungsfähigkeit, Zellmembranfunktion und entzündungshemmende Effekte
- Magnesium: Unterstützt Entspannung, Regeneration und Stressabbau
- Aminosäuren: Entscheidend für den Aufbau von Neurotransmittern und die Muskel- und Bindegewebsbildung
Diese sollten in der richtigen Dosierung und individuell angepasst eingenommen werden, um die bestmöglichen gesundheitlichen Effekte zu erzielen.
Steigen Sie tiefer ins Thema ein
Das Interview mit Prof. Dr. Elmar Wienecke zeigt eindrücklich, dass Mikronährstoffe mehr sind als bloße Nahrungsergänzung. Sie sind eine essenzielle Grundlage, um chronische Müdigkeit, Erschöpfung und viele Begleiterkrankungen biologisch zu behandeln und die körpereigene Regulation zu unterstützen. Ein individuell angepasster, evidenzbasierter Therapieansatz kann helfen, die Lebensqualität deutlich zu verbessern und präventiv Erkrankungen zu vermeiden.
Der große Schritt hin zu einer ganzheitlichen Gesundheitsmedizin, die Ursachen statt nur Symptome adressiert, ist im Gange. Die Arbeiten und Erfahrungen von Prof. Wienecke bieten eine fundierte wissenschaftliche Basis für diesen Wandel.
Für weitergehende Einblicke und ausführliche Informationen empfehlen wir Ihnen gerne, das vollständige Interview bei medpertise zu lesen. Dort erhalten Sie noch mehr wertvolle Einsichten und praktische Tipps.
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