Was ist zu tun, wenn ausschließlich durch die Ernährung der individuelle Bedarf an Mikronährstoffen nicht mehr gedeckt werden kann? Diese Frage hat sich Carolin Knecht in ihrer Masterarbeit im Rahmen des Studiengangs Mikronährstofftherapie & Regulationsmedizin gestellt und damit einen weiteren Vortrag zum 16. Bodenseekongress beigetragen.
Vergangene Woche fassten wir für Sie die Kernideen des Vortrages Haben Omega-3 Fettsäuren Auswirkungen auf die Aufnahme von Mikronährstoffen? zusammen. Dieses Thema war eine sehr fokussierte Fragestellung. Mit der heutigen Betrachtung weiten wir den den Fokus deutlich auf.
Wenn gesunde Ernährung allein nicht mehr hilft, um einen optimalen Energiehaushalt aufrecht zu erhalten
Mikronährstoffe wirken nicht vereinzelt, sondern eher wie Mosaiksteine oder besser noch: Wie ein Orchester. Spielt das Orchester zusammen, kann es den Metabolismus in eine harmonische Situation bringen. Carolin Knecht untersuchte dazu in ihrer Masterarbeit die Analysewerte von 107 Führungskräften. “Warum Führungskräfte?”, fragen Sie sich nun möglicherweise. Die Antwort ist recht einfach. Neben einem hohen Leistungsdruck und Stresslevel kommen hier durch eng getaktete Termine, großer Verantwortung und unzureichenden Ruhephasen Wirkmechanismen zu Stande, die wie ein Brennglas auf den Mikronährstoffhaushalt und das vegetative Nervensystem wirken.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung der Personen in der Studie und den realen Blutwerten:
Führungskräfte sehen sich persönlich als gesund und fit während die Blutanalysen eine indiskutable Ernährung offenbaren, HbA1c-Werte (Langzeitblutzucker) fast schon in diabetischen Bereichen liegen und der zentrale Schilddrüsen-Wert TSH-basal bei allen Teilnehmer:innen weit über das Spektrum verstreut liegt. Keiner aber im optimalen Bereich.
Die häufigsten Befindlichkeitsstörungen, die angegeben wurden, waren:
– 47% innere Unruhe
– 53% Schlafprobleme
– 64% eingeschränkte Leistungsfähigkeit
– 93% vermehrte Müdigkeit
Nur Vollgas – keine Bremse
Eine signifikante Beobachtung von Carolin Knecht ist: Viele Führungskräfte bewegen sich dauerhaft an ihrer Leistungsgrenze. Es wird unter einem hohen Stressindex ständig Gas gegeben, was sich in einer hohen Aktivität des Sympathikus wieder spiegelt. Darüber werden aber die Ruhephasen, das “Abbremsen”, vergessen. Das wiederum resultiert in einer niedrigen Aktivität des Parasympathikus.
So entstehen neben der schlechten Nährstoffversorgung weitere Befindlichkeitsstörungen wie schlechter Schlaf, innere Unruhe und weitere gesundheitliche Einschränkungen, die sich gegenseitig sogar verstärken können.
Wie wurden die Führungskräfte verglichen?
Die Case-Studies wurden ungefähr 50:50 aufgeteilt. Die Gruppe A optimierte die Ernährungsweise und bekam zusätzlich die individuell benötigten Mikronährstoffe als eigene Rezeptur verabreicht. Gruppe B führte nur eine Ernährungsumstellung durch.
Nach 24 Wochen wurden die Ergebnisse der Blutwerte erneut verglichen und die allgemeinen Körpermesswerte wie beispielsweise der Body-Mass-Index verbesserten sich in beiden Gruppen deutlich.
Aber nur in Gruppe A konnten unter anderem die untersuchten Aminosäuren in deutlich höherer Konzentration nachgewiesen werden. Substanzen, die sich in Verbindung mit anderen Stoffen auf zahlreiche Prozesse und Reaktionsketten im Gehirnstoffwechsel auswirken.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Eine optimierte Versorgung mit Aminosäuren kann den Probanden durch eine höhere Ausschüttung an Serotonin und Melatonin eine bessere Tiefschlafphase und damit eine qualitativ deutlich bessere Erholung ermöglichen.
Zudem harmonisierte sich in Gruppe A die gesamte Schilddrüsenkaskade mit positiven Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem.
Das heißt:
Der Stresslevel sinkt, der vegetative Quotient verbessert sich und die Person wird ausgeglichener. Die Balance zwischen Anspannung, Hochleistung und Entspannung, Ruhephase kommt zurück ins Gleichgewicht.
Gesunde Ernährung ist die Basis, reicht aber häufig allein nicht mehr aus
Eine ausgewogene Ernährung ist das A und O, ebenso wie regelmäßige Bewegung.
Die Arbeit von Frau Knecht verdeutlicht jedoch, dass eine optimale Ernährungsweise allein die bestehenden Nährstoffdefizite und metabolischen Störungen nicht beheben konnte. Erst die zusätzliche individuelle Zufuhr der fehlenden Mikronährstoffe führte zu biochemischen Selbstregulations-Prozessen, sodass das vegetative Nervensystem der Probanden in die natürliche Balance zurück gelangen konnte.
Die entsprechenden Führungskräfte konnten einen deutlich besseren Gesundheitszustand erreichen, ihre Leistungsfähigkeit ausbauen und Lebensqualität erhöhen.
Die gesamte Vorstellung der Forschungsarbeit durch unseren wissenschaftlichen Leiter Prof. Wienecke können Sie sich im folgenden Video noch einmal ab Minute 21:00 ansehen: